Bücher und Geschichten liebt Airee  in allen Formen und Farben, sei es Print, Ebook oder Hörbuch.
Schon seit sie denken kann, erschafft sie in ihrem Kopf Charaktere und fremde Welten und teilt sie, seit dem Einzug eines Modems, im Chat-RPG mit anderen. Als das nicht mehr reicht, ist das Schreiben von Büchern als Ausdrucksmittel ihrer blühenden, manchmal düsteren Fantasie hinzugekommen. In ihren Romanen erweckt sie Charaktere zum Leben, die sie teilweise bereits seit Jahrzehnten begleiten und ihr durch viele dunkle Stunden hinweg geholfen haben, die AuDHS und Depressionen mit sich bringen. Neben dem Schreiben lebt sie ihre handwerkliche Kreativität mit vielfältigen Lederarbeiten und digitalem Zeichnen aus.
Ein wichtiger Teil ihres Lebens sind ihre beiden Hunde, die für frische Luft und Abwechslung sorgen.












Die Wut steigt in Ilay auf, seine Finger zittern und er fährt auf dem Absatz herum. Geschmeidig taucht er unter Atahos Arm hinweg, als dieser nach ihm greift. Ilay ignoriert ihn. Es reicht. In seinem Kopf ist kein Platz mehr für einen Gedanken an die Konsequenzen, die sein Ausbruch für Ataho haben könnte.
»Ihr rückgratlosen Feiglinge! Fickt euch!« Seine Augen verengen sich und er sieht von Espinosa und Hayden und wieder zurück. »Oder tut ihr das bereits? Lutschst du ihm den mickrigen Schwanz, Hayden? Während der Observierung und Mittwoch Morgen im Sunside Motel? Wisst ihr, ich war da neulich und hab mich schon gewundert, was ihr da wollt.. vor allem Hand in Hand. Jetzt ist es mir klar. Und Espinosa? Weiß deine Frau davon? Oder deine kleine Hure? Marcell-«
Mit einem gurgelnden Laut stürzt sich Espinosa auf ihn, die Hände zu Fäusten geballt.




»Igitt!«, flucht Ilay angewidert, als seine Vorderseite einen Moment später von stinkendem, klebrigem Vampirglibber vollgeschmiert wird. Das ist der Nachteil am Kampf mit Vampiren. Irgendwie wird es jedes Mal eklig. Warum können sie nicht, wie in so vielen Legenden, zu Staub zerfallen? Den könnte man einfach abklopfen. Aber dieser Schleim jedes Mal. Einfach nervig. Vor allem, wenn man ihn in den Haaren kleben hat.

Unruhig klappert Bob mit den Zähnen und streckt ihm die Hände entgegen. Ilay reicht ihm die Box. »Alles klar?«
Bob brummt, seine Aufmerksamkeit ist allerdings weiter auf sein Essen gerichtet. Einen Moment starrt er in die Box, dann fischt er ein Auge heraus, dessen Sehnen und Nerven feucht und glitschig herabbaumeln. Mit einem zufriedenen Laut schiebt er es in den Mund und es knackt leise, als er zubeißt. Klare Flüssigkeit rinnt ihm aus dem Mundwinkel. Er spitzt die Lippen und saugt schlürfend die feucht schimmernden Gewebereste in seinen Mund.

Na toll. Jetzt bekommt Ilay Lust auf Spagetti mit Fleischklößen.


Die Welt drehte sich. Sein Magen war ein einziger, fester Knoten und vor seinen Augen flackerten bunte Lichter. Der brutale, überwältigende Schmerz in seinem Kopf war alles, was er spürte. Es fühlte sich an, als würde ihm jemand einen glühenden Schürhaken in den Schädel rammen und dort unaufhörlich drehen. Fetzen von Bildern tauchten vor seinen Augen auf und verschwammen wieder. Gedanken zerfaserten und verloren sich im Nichts.
Dann fiel er.
Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und ließ seine Knochen knacken. Es knirschte und knarzte unter ihm, als die Fläche, auf der er lag, sich bewegte und auseinanderbrach. Der Boden öffnete sich und verschlang ihn wie ein gieriges Monster.







Normalerweise stört es Ataho nicht, wenn sie für eine Observierung eingeteilt sind. Er mag es, im Auto zu sitzen und das Treiben draußen auf den Straßen zu beobachten. Er mag diese besondere Stimmung, die sich mit der Zeit aufbaut. Eine Mischung aus endloser Langeweile und erwartungsvoller Spannung. Es erinnert ihn an einen wichtigen Aspekt der Jagd. Man lernt seine Beute kennen, ihre Verstecke, ihre bevorzugten Routen, ihre Gewohnheiten. Wenn man die perfekte Stelle gefunden hat, legt man sich auf die Lauer und lässt die Beute zu sich kommen anstatt ihr zu folgen. Der größte Feind des Jägers ist die Ungeduld, die Unfähigkeit, die Reglosigkeit und die Langeweile auszuhalten. Dabei ist das essenziell, um sich nicht zu früh zu verraten.
Aber heute ist er nicht bei der Sache. Heute kommt ihm der Impala beengt vor und die innere Unruhe lässt seine Finger kribbeln. Heute ist einer der Tage, an dem er seine Beute lieber verfolgen und hetzen würde, um ihr an die Kehle zu springen und sie zu Boden zu reißen. Seine Fangzähne würden sich in ihr Fleisch graben und das heiße Blut seinen Rachen füllen, während sein Körper vom Adrenalin der Jagd und des Kampfes durchflutet wird.


Bittere Galle steigt seine Kehle hinauf, sein Magen verkrampft sich und rebelliert. Mühsam kämpft er gegen das Erbrechen an und schluckt. Ilay hasst das. Warum immer diese dämliche Übelkeit? Missmutig wendet er seine Aufmerksamkeit seinem Körper zu, konzentriert sich auf das Gefühl in seinen Gliedmaßen, den regelmäßigen Schlag seines Herzens und die Muskeln, die sich langsam entspannen. Soweit, so gut. Unter sich fühlt er etwas Kaltes, Glattes. Metall. Auch die Umgebungstemperatur ist kühl und beschert ihm eine Gänsehaut. Auf seiner nackten Haut spürt er die Berührung von glattem Stoff. Die Luft ist erfüllt von dem Geruch nach Desinfektionsmittel, Seife und dem süß-säuerlichen Aroma des Todes. Schöne Scheiße.

***

Der Flüchtige liegt zusammengekrümmt auf dem Bürgersteig neben der geöffneten Autotür des Impalas. Ilay steht daneben, eine Hand auf den Türrahmen gelegt. Er wirkt zufrieden und entspannt, als Ataho auf sie zu hält. »Ich kann nichts dafür. Er ist gegen die Tür gelaufen.« Ilays Stimme klingt locker und unschuldig aber seine Mundwinkel zucken und seine grauen Augen funkeln.
Ataho sieht auf den Mann hinunter. Blut quillt aus einer Platzwunde an seinem Kopf und aus der gebrochenen Nase und vermischt sich mit dem Regen. Außerdem presst er sich die Hände in den Schritt und stöhnt vor Schmerzen.
»Ach ja? Wie oft?« Ataho hebt eine Augenbraue. Klar. Die Autotür war das.
»Zwei- na ja, dreimal. Und einmal gegen mein Knie. Er war unhöflich.« Ilay klingt pikiert und schürzt die Lippen, um seinen Unmut über diese Tatsache deutlich zu machen.



 






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